Das Schäfchen hat - wie bereits erwähnt - viele Persönlichkeiten.
Das Mutterschaf ist berufstätig als Büroassistentin und nachmittags für die drei Lämmchen da. Fahrdienste, Waschdienste, Kochdienste, Zuhördienste, Hausaufgabenhelfdienste, Spieldienste und anderes erledigt es meistens ohne großes Geblöke. Am dicken Fell für die Pubertät der drei Lämmchen arbeitet es aber noch. Nebenbei versucht es sich Zeit abzuknapsen und Flügelhorn zu lernen.
Das Leseschaf lässt sich zeitweise sehr selten blicken. Wenn es da ist, liegt es mit einem Buch oder dem Tablet auf der Couch oder im Schaukelstuhl und liest. Mit gut 705 Büchern in der heimischen Bibliothek (Hörbücher und eBooks nicht mitgerechnet) sind genügend Buchstaben im Hause, um im absoluten Langeweilefall immer Lektüre zu finden.
Das Kreativschaf blökt immer mal wieder frustriert der davonlaufenden Zeit hinterher, die durch ihre Flucht das Kreativsein behindert. Wenn es die Zeit allerdings eingefangen hat, sieht man es mit Nadel und Faden an Stickarbeiten, mit Säge und Schleifpapier an Holzarbeiten oder mit Schere und Kleber an Bastelarbeiten jeglicher Art. Momentan versucht es sich mal wieder am kreativen Schreiben. Wenn das anhält, könnte sich daraus eine eigene Persönlichkeit entwickeln.
Das Gartenschaf springt, wenn es sich dafür die Zeit genommen hat, mit Kiepe und Werkzeug vor und hinter dem Haus herum, entfernt Unkraut, setzt Pflanzen um und plant Schritt für Schritt den eigenen Traumgarten. Bis dahin hat es noch reichlich zu tun und so wird ihm nicht langweilig. Um sich selbst zu belohnen, sitzt es gern mit einem Glas Wein an der Feuerschale und träumt von den nächsten Arbeitsschritten.
Das Autorenschaf ist eher zufällig vor ein paar Jahren in ein Kinderzeitschriftenprojekt gestolpert, für das noch Autoren gesucht wurde. Inzwischen hat sich das konkrete Projekt zwar erledigt, dafür wurde ein neues aufgebaut. Es bleibt abzuwarten, was die Musik-Redaktion an Kundenstamm aufbauen kann. Das Autorenschaf lässt sich darauf ein, arbeitet am Erfolg mit und lässt sich überraschen, wohin die Buchstaben es treiben.
Das Kirchenschaf trieb lange Zeit immer mal wieder sonntags eine kleine Herde Lämmchen in der Kirche zusammen, um diese auf kindgerechte Weiden zu führen und ihnen dort spielerisch, musikalisch und altersgerecht Geschichten vom großen Hirten der Menschen - von Gott - zu vermitteln. Heute ist es für "seine" Kirche als Kirchwartin, bei uns Küsterin genannt, zuständig. Nebenbei macht es dort gelegentlich Musik.
Die Schafsammlerin belagert Platz in Schränken, auf Regalen und Fensterbretter mit Schafen jeglicher Art: Plüsch, Keramik, Papier oder Pappe, gebastelt von den Lämmchen oder käuflich erworben, geschenkt bekommen oder eingetauscht. Selbst Asylschafe finden hier ein Domizil. Einzig die echten Schafe im Garten fehlen.